Ein Ultramarathon mit Ziel auf dem höchsten Berg im Taunus, dem Großen Feldberg, vor meiner Haustür, und das auch noch Mitte Januar – da mußte ich einfach dabeisein. Es hat auch alles geklappt, so daß es am frühen Samstagmorgen los ging… es hatte pünktlich in der Vorwoche Mittwochs angefangen zu schneien, sodaß schöne 10-15 cm lagen.
Treffpunkt war das Wanderheim auf dem Gipfel des Feldbergs, wo die Läufer mit längerer Anfahrt die Nacht verbracht hatten. Ich als „Local“ und Heimschläfer kam natürlich erst in der Frühe mit Frau und Kindern, die sich bereit erklärt hatten, an den Verpflegungspunkten zu helfen. Von dort aus ging es mit einem Reisebus zu den beiden Startpunkten – die insgesamt 27 Läufer teilten sich mit 18 auf der langen (68 km) und 9 auf der kurzen (52 km) Strecke auf. Schön war, daß mein Hund Nelly, eine taube Dalmatinermixhündin, mit in den Bus durfte und so zum Ultrahund wurde.
Ich hatte mich für die kurze Strecke entschieden – so früh im Jahr muß man es ja nicht gleich übertreiben, zumal ich die Geduld der Familie auch nicht überstrapazieren wollte. Der Bus setzte zuerst die Läufer der Langdistanz in der Nähe von Idstein ab, von wo sie in ihr Abenteuer starteten, nicht ohne vorher ein gemeinsames Gruppenfoto geschossen zu haben.

In Altweilnau ging es dann auf die Kurzstrecke – recht schnell teilt sich das „Feld“ in zwei Dreiergruppen voraus, dann mich mit Hund und zwei Nachzügler. So sollte es auch etliche Zeit bleiben – umso überraschter war ich, als mich nach einiger Zeit ein Läufer von hinten einholte, den ich eigentlich vor mir gewähnt hatte. Der Ruf der Natur hatte ihn zurückfallen lassen, und da er kein GPS hatte, liefen wir den Rest der unmarkierten Strecke gemeinsam. Unmarkiert stimmt nicht ganz – wir folgten mehreren offiziellen Wanderwegen, aber es gab keine spezifischen Streckenmarkierungen. Zum Glück kann meine Suunto ja eine rudimentäre Navigation.
Weiter ging es bei prächtigem Winterwetter durch den verschneiten Hintertaunus. Am ersten Verpflegungspunkt fing es an, leicht zu schneien, und die folgenden Kilometer zogen sich etwas. Aber spätestens nach dem zweiten Verpflegungspunkt kurz vor der Marathonmarke, an dem auch meine Familie bereitstand, zog das Wetter an. Wir waren inzwischen zu einer Dreiergruppe angewachsen und jetzt begann der schönste Teil der Strecke – der trailige Teil des Limes-Erlebnispfades vorbei an den Ruinen von römischen Kleinkastellen und der Saalburg bis hoch zum Sandplacken. Kurz vor dem Roßkopf wurden wir tatsächlich von den beiden Führenden der Langdistanz überholt, von denen einer im Schneetreiben mit kurzer Hose unterwegs war – Respekt!

Apropos kurze Hose: auf die habe ich zwar zugunsten meiner langsam löchrig werdenden Odlo-Tights verzichtet, insgesamt hat mich die gewählte Ausrüstung aber top über den Lauf gebracht: die Race Ultra 290 von inov-8 sind für solche langen Dinger einfach die für mich perfekten Schuhe. Allerdings habe ich es tatsächlich geschafft, von den zugehörigen Gaitors einen Haken abzureißen. Die Montane Minimus hat ab dem einsetzenden Schneefall bei VP1 gute Dienste geleistet, aber meine einfachen Nike-Handschuhe haben gereicht, auf die Montane Daunenhandschuhe habe ich nicht zurückgegriffen. Etwas enttäuscht bin ich ja von den Sealskinz-Socken – unter „wasserdicht“ verstehe ich definitiv etwas anderes.

Die letzten Kilometer hoch zum Feldberg waren dann von wirklich widrigem Wetter geprägt. Es schneite, es wurde kalt, die 50 km steckten einem in den Knochen – kurz: es reichte langsam. Der „Zielkanal“ auf den letzten 700m, der nochmal 100 hm brachte, tat wie erwartet weh. Umso schöner, daß oben am Brunhildisfelsen meine Frau und die Kids uns in Empfang nahmen. Auf dem Feldbergplateau pfiff der eisige Wind jetzt schon ziemlich arg. Besonders stolz bin ich auf meine Nelly, die klaglos die ganzen 52 km mitgelaufen ist, nur um dann oben am Feldberg nochmal ein paar Runden zu rennen, als sei nichts gewesen. Ein echter Ultrahund!

Da es jetzt langsam dunkel wurde und die Kinder auch ins Bett mußten, haben wir uns nicht mehr lange im Wanderheim aufgehalten und das sicher leckere Chili con/sine carne verpaßt, daß Race Director Bert und seine Frau Jessyca zubereitet hatten. An dieser Stelle nochmal vielen Dank für das tolle Erlebnis! Ich habe mir das Mikkeller Running Club-Bier gegönnt, ein Pale Ale – zuhause gabs dann noch ein zum Wetter etwas besser passendes Roundhouse Kick Imperial Stout von der Crew Republic aus München. Krasser Lauf – krasses Bier!


Lauf: Taunus Ultra-Trail, Altweilnau – Gr. Feldberg
KM: 52
HM: 1300
Schuhe: Inov-8 Race Ultra 290
Bier: Crew Republic Roundhouse Kick Imperial Stout
Alkohol: 9,2 %
IBU: 71
Hopfen: Columbus; Tradition
Malz: Pilsener, Chocolate Malt, Karamellmalz, Röstmalz